„Der Sammler“ - ein Film für den Minutencup:

Knapp drei Wochen vor dem Filmfestival der Österreichischen Film-Autoren in Fieberbrunn ruft mich Gerald Tiefling vom AFC Wien an. Er erzählt, dass es wenig Einreichungen für den Minutencup gibt, er gerade schon an seinem dritten Film dafür arbeitet und er wundert sich, dass ich dieses Jahr keinen Film zum Minutencup geschickt habe. Darauf hin erkundige ich mich beim Veranstalter. Ja, die Einreichfrist ist verlängert und wenn wir noch einen Film bis zum Festival machen wollen, können wir ihn gerne schicken.

 

Herausforderung angenommen. Einzig an einer Idee mangelt es noch. Minutencup ist Publikumswertung und da sich die Zuschauer gerne amüsieren, sind die Geschichten oft lustig. Da es sich um Film handelt, wäre es schön, den oder die darin vorkommenden Gags weniger mit gesprochenem Text als vielmehr in Bildern zu erzählen. Bei unserem letzten Minutencup-Film „Wunderkammer“ haben wir ein Bisschen zu viel Geschichte in die eine Minute verpackt, so dass der Film nicht von jedem verstanden wurde. Also diesmal kurz und knackig.

 

Beim Brainstorming mit meiner Lebensgefährtin, Susanne Dušek gehen wir die Themen durch, die uns schon mal beschäftigt haben und kommen dabei auf den Klangdom in Pischelsdorf. Wir sind öfter im Tierpark Herberstein und auf dem Weg dorthin bleiben wir immer gerne dort stehen und schauen uns das „Kunstwerk“ an, nicht ohne jedes Mal zu sagen, dass es sich bei der großen Kuppel, die mitten in einem Feld steht, um einen tollen Drehort für einen Science-Fiction-Film handeln würde.

 

Daraus entwickelt sich die Idee. Die Pointe, die uns einfällt, ist zwar kein Schenkelklopfer aber dreht sich um ein aktuelles Thema, kommt ohne Text aus und die Geschichte bietet alle Möglichkeiten, sich mit dem Werkstoff Film auszutoben.

Erst frage ich meinen Videoclub-Kollegen Reinhard Kasparek, ob er die Rolle des Außerirdischen übernehmen möchte. Er sagt zu und für die weibliche Rolle kann ich Anke Obermayer gewinnen, die wie Reinhard auch, schon öfter bei unseren Filmprojekten mitgemacht hat. Da wir vorhaben, nachts zu drehen, disponiere ich dann aber nochmal um, weil es mir wichtiger ist, dass mich Reinhard bei Kamera und vor allem Licht unterstützt und so organisiert Susanne einen jungen Arbeitskollegen, Mathias Beyer, für die Rolle des Außerirdischen.

 

Der Künstler Richard Frankenberger, der den Klangdom errichtet hat, erlaubt uns, dort zu drehen. Um unsere Straßenszene gefahrlos und ohne Aufsehen zu erregen, drehen zu können, erhalten wir über Beziehungen eine Drehgenehmigung auf einer Straße auf dem Gelände des Wasserwerks in Graz.

 

 

Der Ganzkörperanzug, die Maske und die Handschuhe für unseren Außerirdischen, bestelle ich im Internet. Sie kommen zum Glück noch rechtzeitig an. Das Kostüm besteht darüber hinaus aus Teilen von Schutzausrüstungen für´s Radfahren und Rollerskaten. Ein Teil aus Reinhards Auto wird zum Brustpanzer. Auch der Schlauch eines Staubsaugers und ein Fahrradlicht werden verwendet.

Der Drehplan, auf dem alle geplanten Einstellungen aufgelistet sind, ist fertig. Drehtermin und Lokations sind gecheckt. Die Schauspieler wissen Bescheid. Requisiten, Kamera- Ton- und Lichtequipment sind von Reinhard und mir überprüft. Susanne kümmert sich, wie immer um die Organisation und das leibliche Wohl des Teams. Ein weiterer Clubkollege, Michael Moor unterstützt uns im Bereich Kontinuität und Bildregie und macht Making Of Fotos. 

So drehen wir eine Woche vor Beginn der Staatsmeisterschaft in einer Nacht und eigentlich ohne Schwierigkeiten die Staßenszene. Danach fahren wir mit einem Teil des Teams noch nach Pischelsdorf zum Klangdom. Obwohl schon die Sonne aufgeht, schaffen wir es gerade noch, den Dom von innen zu beleuchten und die beiden letzten Einstellungen dort in den Kasten zu bringen.

Beim Schnitt stellt sich heraus, dass der Drehplan aufgeht. Die Einstellungen passen aneinander. Die geplanten genau 60 Sekunden lassen sich einhalten und das Timing stimmt. Die Teile, die erst in der Postproduktion entstehen, wie die Landung des UFOs und eine Stop-Motion Animation, in der Anke von einem Lichtstrahl angesaugt wird, gelingen zufriedenstellend.

Drei Tage nach dem Dreh ist dann auch die Vertonung fertig. Der Film ist von den Teammitgliedern und anderen Bekannten pre-getestet worden, wird verstanden und zaubert mindestens ein Lächeln in die Gesichter der Zuschauer.

Der Film wirkt dann auch auf der großen Leinwand bei der Staatsmeisterschaft gut und kommt beim Publikum gut an. Im Finale tritt er gegen „Zwinker“ von Gerald Tiefling an. Geralds Film ist sehr lustig und gut gespielt und muss sich nur knapp geschlagen geben. Es war sehr schön zu erleben, wie Gerald sich neidlos mit uns über unseren Sieg freuen konnte.

 

 

„Der Sammler“ ist Minutencup-Staatsmeister - eine Auszeichnung an das ganze Team, dem ich für seinen Einsatz, seine Unterstützung und seine Geduld mit mir herzlich danken möchte. Mein Dank gilt natürlich auch dem Publikum in Fieberbrunn, das für unseren Film aufgestanden ist.           



Filmautor Dieter Leitner

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